Ein Ausflug ins Ladeparadies
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge geht schnell voran: An über 3200 Schnellladern lässt sich der VW ID. Buzz in der Schweiz bereits mit Strom versorgen. Wie die E-Tankstelle der Zukunft aussieht, schauen wir uns auf einer Testtour nach Deutschland an.
Text Jürg A. Stettler
Fotos Jürg A. Stettler
Mittlerweile surren fast 220'000 vollelektrische Autos nahezu lautlos über Schweizer Strassen, darunter viele VW ID. Buzz und VW ID. Buzz Cargo: Die Elektroflotte wächst. Letztes Jahr wurden in Europa rund 1,4 Millionen reine E-Autos zugelassen, in der Schweiz waren es über 46’000 rein elektrische Fahrzeuge. Obwohl E-Antrieb immer beliebter wird, bilden Stromer erst knapp zwei Prozent der europäischen Bestandsflotte. Es gibt also noch viel zu tun, um die emissionsfreie Mobilität Wirklichkeit werden zu lassen. Ein bedeutender Punkt ist die Ladeinfrastruktur. Grund genug, auf einer Reise zu überprüfen, wie gut sich ein Elektroauto bereits heute unterwegs laden lässt – und einen Ladepark zu besuchen, der zeigt, wie die Zukunft des E-Autofahrens aussieht.
Schweizer Ladenetz bereits sehr dicht
Das öffentliche Ladenetz der Schweiz ist eines der dichtesten und besten weltweit. Der E-Mobilität stehen hierzulande 15’637 öffentlich zugängliche Ladstationen an 7059 Standorten zur Verfügung (Stand Ende Januar 2025). Davon sind gemäss Krispin Romang vom Verband Swiss eMobility über 3200 DC-Schnelllader mit einer Leistung von 42 kW oder mehr. Besonders zügig lädt es sich in den Kantonen an der Nord-Süd-Achse. Gute Voraussetzungen somit, um auch ohne eigene Ladestation zuhause mit einem VW ID. Buzz unterwegs zu sein. Dank einer maximalen DC-Schnelladeleistung von bis zu 170 kW dauert es ja nur knapp 30 Minuten, um dessen Batterie von 5 auf 80 Prozent zu laden. Ausserdem liefert die Lithium-Ionen-Batterie im Fahrzeugboden bis zu 474 Kilometer Reichweite gemäss WLTP. So reist man hierzulande sorglos. Doch was ist mit Problemen wie besetzten Ladestationen oder den verschiedenen Bezahlsystemen? Dafür hat VW in der Schweiz eine Lösung: Mit der Ladekarte von We Charge und der Volkswagen App geht alles supereinfach – inklusive Planung (zum Beispiel Anzeige der momentanen und prognostizierten Verfügbarkeit). Bleibt trotzdem eine Restunsicherheit, bietet Volkswagen Nutzfahrzeuge die cleveren Online-Tools Reichweiten- und Ladezeitsimulator. Sie schaffen Klarheit und nehmen letzte Reichweitensorgen.
Für jeden der passende «E-Bulli»
Trotzdem verlangt der wachsende E-Fuhrpark natürlich nach einer wachsenden Ladeinfrastruktur. Anders als beispielsweise in Deutschland gibt es in der Schweiz für Mieterinnen und Mieter kein «Recht auf Ladestation» – eine Herausforderung der nächsten Jahre. Aber eben: Ein Selbstversuch zeigt auf, wie gut und auch günstig man innerhalb der Schweiz dank der grossen Reichweiten der aktuellen VW Nutzfahrzeug Modelle bereits unterwegs ist. Zumal der VW ID. Buzz als innovatives und multifunktionales Modell in den unterschiedlichsten Ausstattungsvarianten angeboten wird: Ob mit kurzem oder langem Radstand, mit Platz für bis zu sieben Personen, mit Heckantrieb oder auch mit Allradantrieb oder als sportlich ausgelegte GTX-Variante mit 250 kW/340 PS – in dieser breiten Palette ist für jeden Einsatzzweck und jeden Style garantiert der passende «E-Bulli» dabei.
Einer der grössten E-Ladeparks
Zwar steht die Schweiz also bezüglich Lademöglichkeiten gut da, aber es geht noch mehr. Und wie eine E-Tankstelle der Zukunft aussehen kann, schauen wir uns deshalb auf unserer Reise mit dem ID. Buzz genauer an. Schliesslich ist eine Stromtankstelle der Zukunft schon seit August 2021 in Betrieb und liegt nur etwas mehr als drei Stunden Fahrt und je nach Route rund 300 Kilometer vom Hauptsitz der AMAG in Cham ZG entfernt in Deutschland. Wir queren die Grenze, geniessen im VW ID. Buzz Pure mit kurzem Radstand und einer absolut angemessenen Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h die komfortable Fahrt über die deutsche Autobahn und schwimmen locker im Verkehr mit. Mit der neuen 86-kWh-Batterievarianteliefe der VW ID. Buzz sogar 160 km/h und würde nochmals kraftvoller wirken (Drehmoment 560 Nm). Wir kommen aber auch so mehr als zügig voran und gleiten fast lautlos von Ulm über die deutsche Autobahn A8 in Richtung München. Die Reichweite schwindet, doch dank We Charge können wir europaweit problemlos laden, und der baldige Tankstopp im angepeilten Sortimo Innovationspark kommt zum richtigen Zeitpunkt. Gut, weist und die Navigation darauf hin, denn auch hier bemerken wir, in welchen Bereichen die E-Mobilität noch Nachholbedarf hat: Obwohl diese Tankstelle der Zukunft nicht weniger als 76 Ladepunkte mit Ladeleistungen von bis zu 475 kW bietet, weist anders als etwa bei Autohöfen für LKW auch kurz vor der Autobahnabfahrt kein Schild darauf hin, dass dort ein XXL-Ladepark liegt.
Ladeparadies mit begrüntem Dach
Kurz nach der Abfahrt von der Autobahn sehen wir das an der A8 gelegene, auch architektonisch spannende Ladeparadies mit seinem begrünten Dach und dem grossen Parkplatz daneben. Auf dem 35'000 Quadratmeter grossen Areal gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten, Fahrzeuge zu laden, und zwar vom PW über leichte Nutzfahrzeuge bis hin zu LKW und Bussen – und sogar für E-Bikes gibt es hier Ladebuchsen. Benzin oder Diesel tanken? Fehlanzeige! Denn dieser Sortimo Innovationspark in Zusmarshausen ist nur für Stromer. Er ist einer der grössten Ladeparks Europas und überzeugt mit seinem umfassenden Angebot nicht nur uns, sondern auch den Auto Club Europa e.V. (ACE). Dieser hat letzten Sommer Ladestandorte nach 24 Kriterien wie Ladeleistung, Bezahloptionen, Bedienbarkeit, Service und Familienfreundlichkeit oder so simplen Aspekten wie «Stehen E-Autofahrende während des Ladestopps im Regen oder im Dunkeln?» oder «Kann auch ohne Ladekarte geladen werden?» beurteilt. Resultat: 18,5 von 19 möglichen Punkten. Was uns nicht wirklich wundert, denn mit unserem VW ID. Buzz haben wir die Qual der Ladepunktwahl.
Kein Kabelsalat oder mühsames Rangieren
Da wir auf Reisen sind und es schnell gehen soll, ignorieren wir die vier Ladestationen für den langsameren Wechselstrom (AC) – es bleiben ja immer noch 72 Möglichkeiten übrig, schnell mit Gleichstrom (DC) zu laden. Zwar könnten wir dank We Charge nun zu bevorzugten Tarifen laden. Wir aber wollen ausprobieren, ob es auch ohne Ladekarte einfach geht. Also noch kurz die Tarife vergleichen, denn rund ums futuristische Tankgebäude herum gibt es 35-kW-Ladepunkte, an denen der Strom 45 Cent pro kWh kostet. Gleich daneben solche mit 140 kW, was dann aber 59 Cent kostet. Und unter den wie filigrane Pilze das Dach tragenden Säulen geht es mit bis zu 300 kW für ebenfalls 59 Cent. Somit ist der Fall für uns rasch klar: ab unter das Dach. Praktisch: Es ist absolut egal, auf welcher Seite der Ladeanschluss am Fahrzeug angebracht ist – das Ladekabel kommt hier von oben und ist erst noch an einem Schwenkarm angebracht, so dass man es stets problemlos einstecken kann. Kabelsalat oder Rangieren, bis das Ladekabel reicht? Vergangenheit!
Hier sind wir also in der Zukunft angekommen, und es «tankt» sich auch gut. Einfach Nummer am Ladekabel merken, am grossen Touchscreen eingeben, mit Kredit- oder EC-Karte an den RFID-Contact-Point halten, und schon wird der Ladevorgang gestartet. Statt blau leuchtet die LED-Leiste entlang des Ladekabels dann grün, so simpel geht das. Wer will, scannt noch den QR-Code auf dem Bildschirm und erhält so Echtzeit-Infos zum Ladevorgang draussen, während man im Sortimo-Laden stöbert oder sich im Restaurant einen Kaffee und etwas Süsses oder ein Sandwich gönnt – praktisch. Die Ladezeiten betragen so in der Regel zwischen 15 und 45 Minuten. Und wie erwähnt: Ad-hoc-Laden ist über verschiedenste Zahlungsmittel (Ladekarte, Kreditkarte, Debitkarte, PayPal, Apple Pay, Google Pay etc.) möglich, auch dies bedeutend kundenfreundlicher als anderswo.
Nachhaltiges Energiemanagement
Durch ein nachhaltiges Energiemanagement soll der Betrieb des faszinierenden Innovationsparks in Zusmarshausen langfristig gar zu einer CO2-neutralen Produktion beim Fahrzeugeinrichtungs-Spezialisten Sortimo beitragen, dessen Werksgelände gleich auf der anderen Strassenseite liegt. Neben der Generierung von Strom durch erneuerbare Energien steht strategische Verwendung der gespeicherten Energie im Innovationspark oder in der Sortimo-Produktion auf dem Plan. Und beim Bau dieser E-Tankstelle der Zukunft wurde schon eine weitere Ausbaustufe mit bis zu gesamt 144 Ladesäulen angedacht. Dann könnten hier tagtäglich bis zu 4000 E-Fahrzeuge Strom tanken – wahlweise mit Leistungsstufen von 35 bis zu 300 kW. Doch das ist noch Zukunftsmusik und unser schicker ID. Buzz in Candy-Weiss und Limonengelb metallic inzwischen längst wieder geladen und bereit für die Rückfahrt – lokal emissionsfrei, flüsterleise und bereit für die Zukunft. Nichts wie los!