2 Gleitschirmpiloten über den Schweizer Bergen
Reisen und Lifestyle

Der fliegende Maurer

Seine Fans nennen ihn «Chrigel the Eagle»: Christian Maurer (40), von Beruf Gleitschirmpilot und Seriensieger des «Red Bull X-Alps». Bevor er sich aufmacht, ein weiteres Mal das härteste Ausdauerrennen der Welt zu gewinnen, haben wir ihn zum Gespräch getroffen.

Text DÖRTE WELTI Fotos RED BULL, CHRISTIAN MAURER

Der Himmel ist knallblau über Frutigen, die Sonne bringt den noch spärlichen Schnee im Berner Oberland an diesem Wintertag im Januar zum Glitzern, weit und breit kein Wölkchen auszumachen. Perfektes Flugwetter – sehr passend für ein Treffen mit einem mehrfachen Weltmeister im Gleitschirmfliegen.

Christian «Chrigel» Maurer begrüsst mich zur Mittagszeit in einer örtlichen Pizzeria, seine Hände sind eiskalt. Vom Fliegen vermute ich. Ob er gerade erst gelandet sei, lautet deshalb meine erste Frage. «Nein», grinst der jungenhaft wirkende Gleitschirmpilot, «die sind so, seit ich weniger wiege.» Ein Spitzensportler auf Diät? «Ich trainiere halt viel, da ist mein Gewicht eher niedrig. Früher habe ich 90 Kilo gewogen.»

Christian Maurer beim Gleitschirm fliegen
In luftigen Höhen: Wenn Christian Maurer am Schirm hängt und über alle Berge hinwegsehen kann, ist er glücklich.
Christian Maurer kämpft sich durch den Schnee

Chrigel Maurer ist im Wettkampftraining, am 11. Juni startet der siebenfache Sieger und aktuelle Titelverteidiger zum 8. Mal am Red Bull X-Alps (siehe Box). Zwölf Tage, mehr als 1000 Kilometer Luftlinie, einmal quer über die Alpen. Am Ende haben die, die das Ziel erreichen – ein Drittel der Gestarteten kommt auch tatsächlich an –, per Gleitschirm oder zu Fuss über 2000 Kilometer Strecke hinter sich gebracht.

Bis zu 250 Kilometer weit

Ein guter Tag am Red Bull X-Alps ist, wenn man 250 Kilometer fliegend zurücklegen kann. Chrigels schlechtester war mal einer mit 78 Kilometern, die er komplett gewandert ist. Mir liegt die Frage auf der Zunge, weshalb man sich sowas antut. Das Glänzen in Chrigel Maurers Augen aber verrät schon die Antwort: Es ist Leidenschaft pur.

In der Athletenaufstellung auf der Webseite von Red Bull X-Alps wird Chrigel Maurer als «Veteran» geführt. Er, der 40-Jährige, der aussieht wie 30. «Früher war ich mal jung», scherzt der zweifache Vater lapidar und erklärt ein wenig ernster: «Veteran ist schon, wer einmal dabei war und ein zweites Mal antritt.»

Weshalb tut man sich sowas an? Das Glänzen in Chrigel Maurers Augen verrät die Antwort:
Es ist Leidenschaft pur
Dörte Welti

Das Gleitschirmfliegen hat der Frutiger praktisch in die Wiege gelegt bekommen. Der Vater, Bergsteiger eigentlich, betreibt den Sport bis heute, mit 65 Jahren. Weil man die Pilotenlizenz erst mit 16 Jahren absolvieren darf, trainiert der Bub bis dahin am Boden, macht erste Aufziehübungen und Take-offs. Ein Hobby, das ihm, der von Eiger, Mönch und Jungfrau umgeben ist, völlig natürlich vorkommt. Die Faszination dafür fasst er kurz: «Die Weitsicht über alle Berge hinweg.»

Chrigel lernt Maurer, alle Männer in der Familie sind Handwerker, haben bodenständige Ausbildungen. De facto bleibt er aber nur zwei Jahre im Beruf, dann konzentriert er sich auf den Sport, arbeitet bei der Gleitschirmmanufaktur Advanced in Thun als Testpilot – deren Schirme er übrigens bis heute fliegt.

Ab 17 bestreitet er Wettkämpfe, sein Palmares füllt sich schnell: Europameister 2004, 2005 bis 2007 gewinnt er jeweils die Weltmeisterschaften. Sieben Mal wird er Schweizermeister, genauso oft steht er beim Red Bull X-Alps zuoberst auf dem Podium. Elf Mal entscheidet er den Weltcup für sich. Man kommt kaum nach mit Notieren, während er seine Erfolge runtererzählt.

Das Red Bull X-Alps ist wie Schachspielen am Himmel. Die Strategie jeder Etappe ist minutiös geplant.
Christian «Chrigel the Eagle» Maurer
Gleitschirmpilot und Seriensieger des «Red Bull X-Alps»

Von übermütig zu analytisch

Was ist das Geheimnis von «Chrigel the Eagle», wie er von seinen Fans genannt wird? «Ich bin sehr viele Wettbewerbe geflogen, auch einfach nur, um zu lernen, was ich besser machen kann. Am Anfang meiner Laufbahn war ich noch übermütig, als Testpilot bekam ich viel Praxiserfahrung und wurde im Laufe der Zeit, sagen wir mal, realistischer. Ab da bin ich das Gleitschirmfliegen analytisch angegangen.»

Es sei auch das, was ihn am Red Bull X-Alps am meisten fasziniere: «Das ist wie Schachspielen am Himmel. Mit meinem Team plane ich die Strategie jeder Etappe minutiös.» Dabei treffen sie ab und zu auch ungewöhnliche Entscheidungen – wohlwissend, wie anschliessend ein Vorteil rausgeflogen werden kann.

Mobiles Schlafzimmer

Das Team ist ein wichtiger Bestandteil seines Erfolgs. Es begleitet ihn auf der gesamten Strecke, beobachtet das Wetter, feilt mit ihm an der Strategie und fährt vom jeweiligen Start zum jeweiligen Landeplatz. Als Teamfahrzeug dient bei der diesjährigen Ausgabe ein California 6.1 von Volkswagen Nutzfahrzeuge, in dem das ganze Material mitgeführt wird und in dem Chrigel Maurer auch schläft.

In der Freizeit nutzt er den Camping-Bus für Ausflüge mit der Familie, die, Sie erraten es, meist auch mit Sport zu tun haben. Skifahren, zum Beispiel, aber auch das Gleitschirmfliegen wird immer mehr zum Thema. Der älteste Sohn von Chrigel Maurer ist jetzt 15 und begeistert sich ebenso fürs Fliegen wie Grossvater und Vater. Für den kleineren Sohn ist es noch zu früh, aber Bodenübungen hat auch er schon gemacht.

Der California 6.1 mit dem Team von Christian Maurer

Wenn man seit 25 Jahren Gleitschirm fliegt, bleiben Unfälle sicherlich nicht aus? «Ich hatte eigentlich kaum negative Erlebnisse», rekapituliert Chrigel Maurer. «Nur einmal bin ich in etwas reingeflogen, zu hart gelandet und habe mir den Fuss gebrochen. In meiner ganzen Laufbahn musste ich nur drei Mal den Notschirm ziehen, davon zwei Mal im Training, das gehört da dazu.»

Jetzt ist aber genug erzählt, der Profisportler muss los. Ein Ausdauertraining steht an, mal eben auf den Niesen laufen. Und dann vielleicht doch noch ein Flug oder zwei, schliesslich ist das Wetter ein Traum.

 

Die Aktivitäten von Chrigel Maurer lassen sich verfolgen über
www.chrigelmaurer.chExternen Link öffnen und @chrigelmaurer_offiziellExternen Link öffnen (Instagram)

Ein Amarok, der durch eine Pfütze fährt
Acht Amarok im Einsatz

Volkswagen Nutzfahrzeuge ist der neue Mobilitätspartner des Red Bull X-Alps und stellt für den Transport von Helfern und Equipment acht Amarok zur Verfügung. Auf seiner grossen Ladefläche kann der Pick-up mehr als eine Tonne Ausrüstung bewegen und liefert gerade in unwegsamem Gelände Höchstleistungen – dank des Allradantriebs 4MOTION und seiner V6-Power. Ulrich Grill, Mitbegründer und Organisator des Wettkampfs, freut sich: «Der neue Amarok ist das perfekte Fahrzeug, um die Athleten beim Rennen über die Alpen zu unterstützen. Denn das kann bedeuten, auf unmarkierten Waldwegen bis hinauf zu steilen Bergpässen fahren zu müssen – aber auch auf der Autobahn.»

Fliegend und laufend über die Alpen

Es gilt als das härteste Gleitschirm-Abenteuerrennen der Welt: das Red Bull X-Alps, das 2003 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Die Athleten müssen 1000 Kilometer Luftlinie über die Alpen zurücklegen. Dabei gilt es, sogenannte Turningpoints zu treffen, erreicht werden müssen diese Checkpunkte per Gleitschirm oder zu Fuss. Ab dem vierten Tag scheidet der Letztplatzierte aus, viele geben unterwegs auf, im Schnitt erreicht nur ein Drittel aller Starter das Ziel. An der diesjährigen, elften Auflage – das Rennen findet alle zwei Jahre statt – nehmen 34 Athleten aus 18 Ländern teil, drei Frauen und 31 Männer. Bisher wurden alle zehn Austragungen von Schweizer Athleten gewonnen, sieben Mal hiess der Sieger Chrigel Maurer.

Mehr dazu auf redbullxalps.comExternen Link öffnen

Christian Maurer fliegt mit dem Gleitschirm zwischen schneebedeckten Bergen

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